Für uns ist es wichtig, dass Breakdance endlich etwas ernster genommen wird: Ein Interview mit dem Freiburger Verein der urbanen Künste

Peace, Love, Unity & having Fun!

Die Freiburger Zementas Crew stand 2018 in Kooperation mit der Baden-Badener Directors Cut Crew auf Platz 1 der Deutschen Breakdance Liga. Im April 2019 veranstalteten die Aktivisten mit der ersten Sensei Session erfolgreich ein urbanes Tanz-Festival im Freiburger Haus der Jugend. Ausreichend Skills also, für das Vorhaben, dem Urban Dance Style auch in Süddeutschland ein Gesicht sowie eine professionelle Plattform zum Austausch unter Gleichgesinnten zu geben. Um dieser Idee, dem Sport und dem damit verbundenem Lifestyle eine Stimme zu verleihen, möchte die Crew nun den Verein der urbanen Künste aus der Taufe heben.
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Teamvorstellung! Wer gehört zur Zementas Crew? Seit wann gibt’s Euch und was macht Ihr so?
Nachdem wir über fünf Jahre mindestens drei Mal die Woche gemeinsam im Freiburger Haus der Jugend trainiert haben, war klar, dass man diesen Zusammenhalt festigen muss. Die Zementas Crew wurde 2017 gegründet und besteht aus sieben Tänzern aus dem Raum Freiburg. Für unseren (Gag-)Namen stand das gleichnamige YouTube Viral-Hit-Video von Comedian Tedros „Teddy“ Teclebrhan Pate. Unser Crew-Alltag besteht aus gemeinsamen Training, Kids unterrichten und Tanzshows entwickeln. Und, für uns am allerwichtigsten, europaweit auf Battles unser Können zu zeigen, uns mit Tänzern aus ganz Europa zu connecten und die Zementas Crew zu repräsentieren. Denn genau das macht B-Boying für uns aus: Tänzer aus anderen Ländern kennenlernen und sich untereinander austauschen - Peace, Love, Unity & having Fun!



Von der Gründung der Rock Steady Crew (1977) bis zur olympischen Akzeptanz von Breakdance (2024) hat sich ja einiges bewegt im Tanzsport. Wie seht Ihr die Entwicklung?
Fakt ist, dass Breakdance in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen hat. Die Zulassung als Olympische Disziplin hat zu großen Diskussionen zwischen Befürwortern und Kritikern geführt. Wir sind der Meinung, dass sich die Szene hierdurch immer mehr spalten wird. Zum einen wird es den professionellen, kommerziellen Ansatz geben, wo Breakdance eher als (Leistungs-)Sport praktiziert wird. Zum anderen wird es den Underground geben, wo es eher um die Kunst und Ästhetik des Breakdance von der Straße geht.



Da es aber nach wie vor ein Tanz ist, besteht die begründete Sorge, dass durch den Fokus auf Sport auch die soziale Interaktion zwischen Menschen schwindet. Durch die Sport-Komponente entstehen aber wiederrum neue Möglichkeiten für die Tänzer. Trainierrollen, Sportvereine, Turnierleiter und viele neue Felder werden dadurch auch für Breakdancer zugänglich. Beide Perspektiven bringen jedenfalls etwas Positives mit sich. Für uns ist das Wichtigste, dass Breakdance dadurch endlich etwas ernster genommen wird.

Und im konkreten Bezug auf Freiburg?
Mit der medialen Präsenz von Breakdance steigt auch das Interesse an den Kursen. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass die Vorstellung der Kids aufgrund von gesehenen Videos einerseits ziemlich konkret sind was sie lernen möchten und was Breakdance für sie bedeutet. Andererseits haben sie einen sehr hohen Anspruch an sich selbst, weil ja meist eher die weltweite Spitze der Tänzer in den Videos zu sehen ist. So haben wir schon häufig erlebt, dass Kinder der Überzeugung sind zu schlecht zu sein, um auftreten zu können oder um an Battles teilzunehmen.
Wir haben uns eher mit Tänzern aus dem eigenen Training verglichen und daher einen ganz anderen Anspruch an uns selbst gehabt. Bei uns ging es nicht darum für irgendwas gut genug zu sein. Wir wollten einfach nur besser werden und haben jede Gelegenheit dafür genutzt. Wichtig ist uns daher, dass Freiburg eine Plattform bekommt, die Chancen eröffnet sich untereinander auszutauschen, zu trainieren und bei Battles mitzumachen.



Ist eine Fortsetzung der Sensei Session in Freiburg als Hybrid aus Breakdance Battles, Workshops, Tanzshows und Markt für Urban Fashion geplant?

Genau aus oben genannten Gründen werden wir die Sensei Session 2020 fortführen. Wir möchten unsere Liebe zu Breakdance teilen und sowohl Laien als auch Tänzern die Möglichkeit bieten, in diese Kultur mit all ihren Facetten einzutauchen. Wir haben ein Dreivierteljahr an der ersten Sensei Session gearbeitet und nur positive Resonanz erfahren dürfen. Das hat uns für all die Mühen entlohnt und uns mehr denn je motiviert.

Euer Verein in Gründung möchte sich als offizielle Organisation positionieren. Welche Motivation steckt dahinter? Welche Schwerpunkte möchtet Ihr setzen und was erreichen?
Der Verein soll in erster Linie die Basis sein, um das Tanzfestival Sensei Session professioneller und größer fortsetzen zu können. Aber auch um HipHop und Breakdancekultur in Freiburg zu repräsentieren. Natürlich möchten wir unsere Leidenschaft teilen und unserer Stadt das bieten, was uns gefehlt hat, als wir vor zehn Jahren mit B-Boying angefangen haben.



Reicht ein Faible für Rap, der Besitz eines Ghettoblasters und das Können von diesem behandschuhtem sich-an-einer-nicht-vorhandenen-Glasscheibe-entlangtasten-Move heutzutage noch aus, um sich um eine Mitgliedschaft in Eurem Verein zu bemühen, oder wie sind die Voraussetzungen?
Wir haben für den Verein bewusst den Namen Urbane Künste Freiburg gewählt, weil wir so wenig Grenzen wie möglich setzen möchten. Jeder der in der Urbanen Kunst tätig ist, sich für Urbane Kunst interessiert und sich engagieren möchte, ist herzlichst eingeladen beizutreten. Kontaktaufnahme gerne via senseisession@gmail.com.

Thorsten Leucht