Multimediale Kondolenz im Theater Freiburg: Ehret + Rath - Tribute To My Love

Samstag 18. Februar 2017 @ Theater, Freiburg
Das Theater Freiburg präsentiert: MACHT und REBEL - Ehret & Rath, Tribute To My Love. 
In dieser Nacht wird sich Jan Ehret künstlerisch und multimedial mit dem Verlust seines besten Freundes und Künstlerkollektivpartners Oliver Rath auseinandersetzen.
Ab 22 Uhr sind die Arbeiten zu sehen, musikalisch untermalt von DJ Eazy M. Ab Mitternacht dann jan.ehret an den Controllern...



"Für meine Liebe…
Es gibt Menschen, die doch so anders sind,
betreten sie den Raum, so spürt man das,
die Aura, die Luft, sie ändert geschwind,
egal ob Stille, Getöse oder Bass,
Was war das? Ich weiß nicht, doch es verändert sich was.

Seine Augen, ganz anders, weit mehr als ein Organ,

Du siehst Tiefe, Weite, chaotischen Wahn,
Wer kann denn so viel in sich tragen,
Liebe, Hoffnung, zu viele Fragen.

Du bist Papi, Freund, Liebhaber, ein suchendes Kind,
werden Dich immer lieben, jetzt wohnst Du im Wind!"

(Jan Ehret)


Zur Person: Oliver Rath (1978 – 2016)
Seit sich irgend ein Westentaschen-Kreativer dieses Kartengruß-Bonmot „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ ausgedacht hat, verbietet es sich eigentlich, über Oliver Rath auch nur irgendetwas zu schreiben. Geburtsjahr (1978), Geburtsort (Heidelberg) – was hat das schon zu sagen? Seine Machermentalität, seine DJ-Vergangenheit, sein Talent, Langeweile an einer Sache in Leidenschaft für eine andere zu übersetzen – alles gut und schön, muss man aber nicht wissen. Sein Do-It-Yourself-Eifer, mit dem er sich das technische Fundament seiner Fotografenexistenz selbst erschuftet hat (Zitat: „Schreib halt, ich hab viel mit Licht gemacht.“). Seine Ideenwelt, die ihm keine Schule der Welt hätte beibringen können. Sein unter der saumselig-fränkischen Oberfläche brodelnder Wahnsinn – alles schöne Ausschmückungen für Texte wie diesen hier, aber alles schwächer als ein einziges seiner Bilder.




Es sind die Bilder eines Getriebenen. Seine Bildsprache ist durchsetzt mit den Codes eines urbanen Hedonismus und gleichzeitig gebrochen an mal schelmischem, mal beißendem Humor. Es ist eine harte Sprache, eine Sprache ohne diplomatisches Beiwerk und Kompromissbereitschaft, dafür mit ungebremstem Temperament und eleganter Bedeutungsinszenierung. Er bedient sich an allem, was ein gutes Bild ausmacht: An Geometrie, an Kontrast, an Perspektive, an Arrangement. Vielmehr aber ist er ein Virtuose der Dinge, die aus einem guten Bild ein beispielloses Bild machen. Er ist der Advokat der Eindrucksmaximierung. Er findet noch in den kleinsten Gesten die großen Töne. Er kann dir ohne weiteres mit einem Bild ins Gesicht schlagen. Er kann dir aber mit dem nächsten schon die Wunden lecken. Sein Gespür für die richtige Stimmung scheut keine Vergleiche, keine nationalen und auch keine internationalen. Nenn ihn Mann der Stunde. Was rede ich? Nenn ihn den Bildchronisten des Zeitgeistes. Ach ja, was rede ich eigentlich so viel? Gib dir nur eines seiner Bilder und nenn ihn ab sofort deinen Lieblingsfotografen.
Am 20.8.2016 ist Oliver Rath verstorben.

Text: Veranstalter
Artikelbild: jan.ehret by Felix Grotleoh
Textbild: 
Oliver Rath

 

Matthias Boksch